Eine Sensation versteckt unter Steinen: Spuren weltlicher Macht hinter dem Paderborner Dom!
Lange rätselten Wissenschaftler:innen über den Standort der Pfalzanlage Karls des Großen in Paderborn. 1964 war es dann so weit: Die Pfalz aus dem späten 8. Jahrhundert wurde bei archäologischen Grabungen nördlich des Domes entdeckt. Doch nicht nur die Reste dieser karolingischen Pfalz wurden gefunden. Zusätzlich legten die Archäolog:innen das Mauerwerk der wesentlich besser erhaltenen Pfalz Heinrichs II. aus dem 11. Jahrhundert frei. Diese Anlage war so gut in Stand, dass ein Wiederaufbau unter Einbeziehung der historischen Bausubstanz möglich war.
In dem historischen Gebäude befindet sich seit 1978 das LWL-Museum in der Kaiserpfalz. Gezeigt werden einzigartige Funde aus Paderborn und Westfalen des 6. bis 12. Jahrhunderts.
Das Museum wird vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Teil der LWL-Archäologie für Westfalen betrieben. Das Metropolitankapitel ist Besitzer der Pfalzanlage.
Eine Zeitreise auf den Spuren Karls des Großen: Das Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn
Im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn sind die Besucher:innen Kaiser Karl dem Großen dicht auf der Spur. Das Museum ist als Nachbau der Kaiserpfalz selbst eine Sehenswürdigkeit und neben dem berühmten Dom ein Besucher:innenmagnet.
Das Video auf YouTube anschauenWas ist eine Pfalz?
Der Palast der römischen Kaiser auf dem Palatin ist als palatium (lat. Gewölbe) der Ursprung des Begriffes Pfalz. Die prächtigen Bauten waren sichtbare Zeichen königlicher Herrschaft. Seit der karolingischen Zeit (8. Jh.) waren Könige reisende Herrscher. Sie hatten keine feste Hauptstadt oder Residenz, sondern präsentierten ihre Macht an möglichst vielen Orten ihres Herrschaftsgebietes. Die meisten Königspfalzen, die sich als zeitweilige Residenzorte über das gesamte Reich verteilten, waren bis in die Stauferzeit (11. bis 13. Jh.) langgestreckte Hallen- oder Saalbauten.
In diesen Pfalzen residierten die Könige begleitet von Mitgliedern ihrer Familie, Beratern, Schreibern, Kriegern und Menschen, die am und mit dem königlichen Hof ihren Lebensunterhalt verdienten. Die königliche Reisegesellschaft, die oft mehr als hundert Personen umfasste, war zu Pferd oder zu Fuß unterwegs und bereiste die Pfalzen je nach Ausstattung und Lage unterschiedlich oft. Königspfalzen hatten aber auch eine militärische Funktion: Sie waren seit der späten Karolingerzeit oft durch eine feste Mauer oder durch einen Holz-Erde-Wall befestigt.
Eine Pfalz in Paderborn
Geahnt hatte es die Fachwelt schon lange aus historischen Überlieferungen, dass Karl der Große in Paderborn auch bauliche Spuren seiner immensen Macht hinterlassen hat. Beweise gab es dafür aber nicht. Einzig ein Torbogen deutete die Möglichkeit an, dass in der Paderborner Erde unter meterhohen Schuttbergen eine echte Sensation verborgen liegt. Als 1963 das Domkapitel eine Neugestaltung des Geländes nördlich des Domes plante, warfen zunächst die Archäolog:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe einen Blick in den Boden.
Schnell stellte sich heraus, dass die ans Tageslicht gekommenen Mauern zu den Resten jenes Palastes gehörten, die der Paderborner Bischof Meinwerk für König Heinrich II. errichten ließ. Wenig später dann die Sensation: Unter den bereits sensationellen Befunden tauchten noch ältere Mauern auf. Ausgräber Wilhelm Winkelmann hatte die Pfalz Karls des Großen entdeckt. Die Entdeckung hat den Anstoß für weitere Forschungen gegeben, die den Stadtkern Paderborns längst zu den am besten erforschten Komplexen dieser Art in Europa macht.