Zweitausend Jahre auf 174 Quadratmetern – Die Grabung in der Kleppergasse

19.08.2015 Carolin Steimer

Gesamtplan der Grabung Kleppergasse 7

Die eigentliche Arbeit der Archäologen beginnt meistens nach einer Ausgrabung. Erst wenn sie alle Funde bestimmt haben, können sie die Gruben, Mauern und Keller genau datieren, und nach und nach setzen sie damit Bruchstücke der Geschichte eines Grabungsareals zu einem Gesamtbild zusammen.

Dies geschah in den letzten Monaten, in denen ich zusammen mit Dr. Jürgen Pape die Ausgrabung in der Kleppergasse 7 auswertete.

Kegelstumpfförmige Gruben des 2./1. Jahrhundert v. Chr.

Die im November 2014 unternommene Grabung untersuchte unter der örtlichen Leitung von Eva Manz M.A. auf nur 174 m²  die Spuren von Menschen, die hier innerhalb der letzten gut 2.000 Jahren lebten.

In fünf Vorratsgruben, die über zwei Meter tief waren, lagerten hier im 2./1. Jahrhundert v. Chr. die ersten Siedler ihr Saatgetreide über Winter. Die Vorratsgruben, die sich aufgrund ihrer Tiefe hervorragend im Boden erhalten haben, sind eindeutige Überreste eines Hofes, der unweit der Quelle der Warmen Pader die fruchtbaren Böden auf einer kleinen hochwassersicheren Anhöhe nutzten.

Blaue Glasperle des 2./1. Jahrhundert v. Chr. (Foto: LWL/E. Manz)

In den Gruben fanden sich Scherben zerbrochener Keramik, die den Ausgräbern gute Anhaltspunkte für die Datierung liefern. Ein besonderer Fund stellt eine blaue Glasperle dar. Es handelt sich um eine der frühesten Glasfunde aus Paderborn.

Sogenannte bronzene Kniefibel des 1./2. Jh. n. Chr.

Auch einige Jahrhunderte später, im 1./2. Jahrhundert n. Chr. waren hier im unmittelbaren Umfeld der Grabungsfläche Bauern ansässig. Aus dieser Zeit stammt neben einzelnen Scherben auch eine bronzene Gewandschließe.

Mit dunklem Oberboden um 900 n. Chr. verfülltes Grubenhaus, das umgeben vom anstehenden gelben Lehm und Schotter gut erkennbar ist

Mit der Errichtung der Königspfalz zur Zeit Karls des Großen, entstand westlich der Burg mit Kaiserpfalz, entlang der heutigen Königstraße, eine unbefestigte Außensiedlung. Um 900 reichte diese Siedlung bereits vom Zusammenfluss der Paderquellen im Norden bis fast zur Westernstraße im Süden. An der Kleppergasse 7 konnte das um 900 aufgegebene Nebengebäude eines dieser Höfe entdeckt werden. Es wurde damals durch ein um 1000 wieder aufgegebenes Nebengebäude ersetzt, das sich am westlichen Schnittrand der Grabung befand.

Die Heiligenfibel des fortgeschrittenen 9. Jahrhunderts aus der Kleppergasse ist bereits das fünfte Exemplar aus Paderborn

Aus der Verfüllung des Grubenhauses barg das Grabungsteam eine kleine bronzene Emaille-Brosche mit einer Heiligendarstellung. Die Heiligenverehrung erlebte in Paderborn einen enormen Aufschwung, als die Reliquien des Heiligen Liborius nach Paderborn überführt wurden. In der Folge davon wurden solche Broschen bei der einheimischen Bevölkerung sehr beliebt.

Blick in den um 1170 angelegten Brunnen des neuen städtischen Grundstücks

Die Hofstelle geht um 1170 in einem der neuen städtischen Grundstücke auf, die nach dem Bau der Stadtmauer auch an der Kleppergasse neu eingeteilt wurden. Zu dieser Zeit verfüllen die Anwohner einen Keller der alten Hofstelle, der nun auf der Grenze zum westlich anschließenden Grundstück liegt. Gleichzeitig wird ein unterkellertes Fachwerkhaus an der Kleppergasse errichtet und ein Brunnen im Garten angelegt. Diese Gebäudeausrichtung und die neuen Grundstücksgrenzen haben bis heute überlebt, wenn auch die Gebäude inzwischen mehrmals erneuert wurden.

Ein ausführlicher Bericht über die Grabungsergebnisse ist als Artikel für die 2016 geplante Ausgabe der „Archäologie in Ostwestfalen“ vorgesehen, den ich mit Dr. Jürgen Pape vorbereite.