Wozu die ganze Hektik? - In der Kaiserpfalz ist MuseumsNACHT!

01.09.2015 Carolin Steimer

Nächtliche Ansicht des Altan.

Ihr wolltet schon immer mal wissen, wie es an einem solchen Tag hinter den Kulissen eines Museums aussieht? Hier der Insiderbericht einer Praktikantin.

17.00 Uhr

Ankunft im Museum in der Kaiserpfalz. Alles ist ruhig und ich suche gemütlich Frau Mateja für erste Instruktionen.

 

17.02 Uhr

Ankunft von Frau Wabinski, Frau Zimmermann und Jens. Es wird unruhig.

Wo sind denn die Kannen zum Ausschenken des Wassers?

 

17.05 Uhr

Tische müssen ins Foyer hoch getragen werden. Mann, sind die schwer!

 

17.06 Uhr

Frau Mateja fällt ein ganzer Sitzkissenstapel auf den Boden.

 

17.12 Uhr

Puuh der letzte Tisch ist oben. Schweiß rinnt mir die Stirn runter.

 

17.12 Uhr & 4 Sek.

Es muss noch einer hoch.

 

17.16 Uhr

Frau Zimmermann sucht die Kleberolle und warum flitzt Frau Mateja mit einer Lampe an mir vorbei?

 

17.17 Uhr

Einsammeln aller verfügbaren Mülleimer.

 

17.20Uhr

Wo sollen bloß alle diese Sonnenblumen hin?

 

17.25 Uhr

Was? Bei der Märchenerzählerin sind noch keine Hocker? Jetzt aber los!

 

17.30 Uhr

Die ersten Zuhörer für die Harfenistin kommen. Wir wuseln noch immer herum.

 

17.31 Uhr

Wo kommt die Drachenbox hin?

Haben wir alle Plakate aufgehängt?

Wo ist eigentlich der Korb für die Führungen?

 

17.32 Uhr

Es fehlen noch immer Hocker bei der Märchenerzählerin.

 

17.33 Uhr

Wo sind bloß noch Flyer für die Museumsnacht?

 

17.35 Uhr

Oh nein, die ersten Kinder kommen zum Basteln!!

Akribische Vorbereitungen.

Meine allererste Lange Nacht der Museen in Paderborn und ich bin schon mittendrin! So hektisch die ersten Minuten am Samstag auch waren, so wundervoll verlief der restliche Abend, auch Dank guter Vorbereitungen.

Während alle anderen Programmpunkte von langer Hand geplant sind, kam das Wasserdrachenbasteln eher kurzfristig hinzu. Im Rahmen unseres Praktikums, hatten Jens und ich die Idee, mit Kindern in der Museumsnacht diese Wasserdrachen zu basteln.

„Warum“ fragt ihr euch?

Da waren wir uns nach 400 halbierten Korken, 1300 vorgebohrten Löchern, 640 bemalten Korken und 740 Moosgummi-und Filzstreifen auch nicht mehr ganz so sicher.

Obwohl es viel Arbeit war und wir beiden leichte Blessuren davon getragen haben (ist ja so eine Sache mit den scharfen Messern ;), war es immer mit viel Spaß verbunden!

Wasserdrachenbasteln leicht gemacht.

Aber die ausgiebige Vorbereitungszeit hat sich wirklich gelohnt. Am Abend der Museumsnacht kamen viele Kinder in die Kaiserpfalz und natürlich wollte jeder einen Wasserdrachen basteln.

An diesem Abend konnte man beobachten, wie einige ambitionierte Kinder (und ihre Eltern) sich an den Musterdrachen des Kunststudenten Jens orientierten und einige lange Minuten damit verbrachten, diesen nach zu basteln. Dabei ließen etliche Kinder ihren Wasserdrachen eine geradezu kosmetische Behandlung zukommen. Einige Wasserdrachen wurden mit besonders vielen Haaren versehen und manche Kinder waren davon überzeugt, dass Wasserdrachen natürlich auch lackierte Nägel hätten und zögerten nicht, die Wasserdrachenfüße mit bunten Filzecken zu bekleben.

Es war wirklich faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich die Kinder ihre Wasserdrachen ausgestalteten. Mit sehr viel Fantasie - ganz so wie wir es uns erhofft hatten.

Gefühlt machte auch jedes bastelnde Kind bei unserem Drachengewinnspiel mit. Jens und Frau Zimmermann haben mit erhöhtem Arbeitseinsatz einige Drachenspielfiguren im Museum versteckt. Diese waren zu zählen, das Ergebnis auf einer Drachenpostkarte zu schreiben und dann in die eigens dafür gebastelte Drachenbox zu werfen. Ich sah nicht nur Kinder sorgfältig durch das Museum flitzen, sondern auch den ein oder anderen Erwachsenen der die Begeisterung für ein Versteckspiel teilte. :)

Wer kann wirklich Harfe spielen? Museumsleiter Dr. Kroker oder Konstanze Kuß?

Wir alle haben schon einmal die Wirkung einer langsamen, melodischen Musik in Verbindung mit schummrigem Licht erlebt. ODER?

Wie sich die Muskeln langsam entspannen.

Die Atmung immer flacher wird und die Augen immer wieder drohen zu zufallen.

Wie man allmählich ins Reich der Träume abgleitet…

Diese Wirkung hatte auf jeden Fall das Harfenspiel von Frau Kuß auf eine sehr junge Besucherin. Die ersten Versuche, an der Schulter ihrer Mutter einzuschlafen, glückten noch nicht. Aber eingekuschelt auf dem Stuhl, mit ihrer Mutter neben sich und den sanften Tönen der Harfe um sie herum, gelang ihr das Einschlafen.

Diese entspannte Atmosphäre übertrug sich auf alle Zuhörer, wenngleich es nicht für jeden reichte, um in den Schlaf zu fallen.

Das Harfenspiel erzeugte eine bezaubernde bis andächtige Atmosphäre, die auch nicht, von einer vom Weg abgekommenen Besucherin gestört werden konnte.

Wie schon auf dem Bild zu sehen, versuchte sich auch unser Museumsleiter Dr. Kroker an der Harfe. Vielleicht spielt er für uns ja das nächste Konzert?

Zur Erfrischung stehen in sommerlichem Ambiente Wasserkrüge mit Zitronen oder Orangen als Beilage bereit.

„Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade daraus.

Frei nach dem Motto von Frau Mateja, gab es am Abend der Museumsnacht für alle Besucher Wasser mit Orangen- oder Zitronenschreiben als Geschmacksoptimierer. Die Fruchtscheiben verströmten einen unglaublich schönen, sommerlichen Duft, so dass sich allein dafür schon der Aufbau gelohnt hätte.

Obwohl schon sehr viel Wasser getrunken wurde, haben wir uns beim Einkauf ein wenig verkalkuliert. Es hätten auch gerne doppelt so viele Besucher kommen können ;)

Die Märchenerzählerin Ute Mandel fasziniert auch die Erwachsenen Besucher.

Ward ihr vielleicht in der Museumsnacht und erinnert euch noch an die Märchen, die Frau Mandel vorgetragen hat?

An die Geschichte einer emanzipierten Königstocher, die selbst bestimmt, welche Fähigkeiten ihr zukünftiger Mann haben muss?

Oder an den tragischen Tod eines Liebespaares, das damit die Sturmvögel befreite?

Frau Mandel hat im Verlauf der Museumsnacht zweimal ihr Märchenrepertoire zu Seen, Quellen und Wasser vorgetragen. Zwei Geschichten aus den Hausmärchen der Brüder Grimm, die bekanntlich gerne die klischeehaft böse Stiefmutter anprangern oder versuchen, hochmütige Frauen vor ihrem Schicksal zu bewahren und ein Werk aus der unbekannteren Sammlung von Heinrich Schmidt.

Diese einstündigen Vorträge wurden besonders von den erwachsenen Besucher so gut angenommen, dass es immer noch zu wenig Hocker waren.

Die Museumsführerin Frau Westermann erklärt den Besuchern interessante Fakten Rund um die Pader.

Die Museumsführungen an diesem Abend erklärten den Teilnehmern etwas über die Nützlichkeit des Wassers, den germanischen Göttervater Odin, der durch Zufall auf die Idee kam, den Menschen Brunnen zu schenken und die Heilkraft eines Paderarmes, der Lourdes in nichts nachsteht.

Die abendlichen Führungen von Frau Westermann und Herrn Mauritz waren so gut besucht, dass einige Zuhörer beim Bestaunen der Ausstellung verloren gegangen sind und von uns wieder der Führung zugeführt werden mussten.

Könnt ihr mir erklären, warum ich Fotos gefunden habe, auf denen die Teilnehmer der Führung in die Luft springen?

Zum Abschluss der Museumsnacht zog unsere Glücksfee, Herr Dr. Kroker, noch einen Gewinner des Drachengewinnspiels. Trotz einiger interner Zweifel, gab es viele Kinder, die die richtige Anzahl von Drachen gezählt haben – 11.

Alles in allem war es eine wunderschöne, lustige und unterhaltsame Museumsnacht in Patrisbrunna und ich bin mir sicher - ich komme wieder!

 

Text: Carolin Steffens