Die Museumskoffer als Teil der UNESCO-Welterbebildung

10.11.2017 Carolin Steimer

Der international erfolgreiche Museumskoffer "Die Küche einer Bergarbeiterfrau" von Franziska Rausch (ausgestellt 2008 UNESCO Welterbestätte Zeche Zollverein, 2010 UNESCO Paris; 2012 Auswärtiges Amt Berlin) lädt zum Anfassen und Ausprobieren ein. (Foto: J. Ströter-Bender)

Ein Beitrag von der Projektleiterin Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender

Mit Museumskoffern, Ideen- und Materialkisten lebt die bedeutsame Tradition von selbst hergestellten und/oder zusammengestellten Ausstellungs- und Unterrichtsmaterialien wieder auf. Hier wird wie in einem „echten“ Museum ein Ausstellungsraum geschaffen werden, in dem gesammelt, bewahrt, archiviert, dokumentiert und letzthin präsentiert werden soll. Die Idee der Museumskoffer hat dabei verschiedene Traditionslinien. Sie verweist in die pädagogische Arbeit der Kindermuseen und zum Realienunterricht im 19. Jahrhundert, als vielfältige Objekte für die Vermittlung eingesetzt wurden.

Ganz schön praktisch: Die Museumskoffer unterwegs und stets bereit zum Einsatz. (Foto: J. Ströter-Bender)

An der Universität Paderborn wurden die Museumskoffer im Fach Kunst im Jahre 2002 im Rahmen der Lehramtsausbildung etabliert. Eine unerwartete Erfolgsgeschichte entfaltete sich. Vielerorts wurde die Idee aufgegriffen und gleichfalls umgesetzt. Die „Paderborner Museumskoffer“ entwickelten sich zu eigenständigen Botschaftermedien des UNESCO Welterbes, wurden mehrfach ausgezeichnet und sind bis heute mit der UNESCO-Welterbebildung und dem Memory of the World Programme verbunden. In den vergangenen Jahren erfolgten zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, so beispielsweise in den Jahren 2010 und 2016 im UNESCO Hauptgebäude, Paris. Inzwischen sind in zahlreichen Seminaren mehr als 700 Museumskoffer zu den unterschiedlichsten Kulturerbestätten entstanden. Viele ihrer Konzepte lassen sich im digitalen Museumskofferarchiv entdecken.

Jäger und Sammler: Die Künstlerinnen und Künstler haben eine reiche Ausbeute gemacht. (Foto: J. Ströter-Bender)

So verfolgen die Paderborner Museumskoffer mit einer „Didaktik der materiellen Kultur“ und Archäologie der Sehweisen und ästhetischen Traditionen das Ziel, die Bedeutung, Vielfalt und Reichhaltigkeit des kulturellen Erbes durch ungewöhnliche ästhetische Strategien und eine vielschichtige didaktische Aufbereitung zu vermitteln und für unterschiedliche Zielgruppen mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Ebenso nehmen die Museumskoffer durch ihre besondere ästhetische Gestaltung auch den Stellenwert von Kunstwerken ein. Es sind Unikate, deren Themenbezüge durch eine intensive Auseinandersetzung mit einer Kulturerbestätte und ihren Facetten hergestellt und mit Sammlungsstrategien, Materialkonzepten und traditionellen wie aktuellen Medien der Kunst (Zeichnung, Malerei, Fotografie, Skulptur, Installation) verknüpft werden. Aufgrund ihrer Materialität und Haptik so wie ihrer einladenden Präsentation bieten diese kleinen Archive sowohl Kindern als auch Erwachsenen die Möglichkeit, über die Objekte in einen interkulturellen und generationenübergreifenden Dialog zu treten.

Ein Museumskoffer für die Malerei: "Auf den Spuren des Künstlers Adolph von Menzel" wurde von Sabrina Zimmerman gestaltet. (Foto: J. Ströter-Bender)

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