Eine Gruppe, die einen brennenden Lehmschlot mitten in der Stadt aufbaut, blieb auch von den übrigen Paderbornern nicht lange unbemerkt. Ein immer wechselndes Publikum bereicherte den Tag und nahm dem Team einige Arbeit ab. So fanden sich immer wieder kleine und große Helfer, die den Ofen weiter bauten oder mit ganzem Körpereinsatz die Blasebälge betätigten. Wer zusammen arbeitet kommt auch miteinander ins Gespräch. Und da die wenigsten viel von mittelalterlicher Eisenverhüttung wissen, ging es hauptsächlich darum. Unsere Kollegen vom Sachsenhof hatten reichlich Anschauungsmaterial dabei, um die vielen Nachfragen der Besucher zu beantworten. So gab es vom Erz bis zum fertig geschmiedeten Stück Eisen alle Stufen der Eisenverhüttung zum Ansehen und Anfassen. Die wichtigsten Fragen waren wohl: Wie funktioniert der Rennofen, was sind überhaupt Erz, Eisen und Schlacke und wie trennen sich Eisen und Schlacke? Zunächst eine kurze Einführung in die Begrifflichkeiten: als Erz bezeichnet man ein metallhaltiges Mineral, in unserem Fall meint Erz Eisenerz. Durch Erhitzen des Erzes trennt sich das Metall von den übrigen nichtmetallischen Bestandteilen. Dieses Abfallprodukt ist die Schlacke. Den gesamten Vorgang der Metallgewinnung aus Erz heißt Verhüttung.
Zurück zum Rennofen. Sind die Wände des Ofens fertig gebaut und komplett durchgetrocknet, wird in der Schlackegrube wieder ein Feuer angezündet und der Ofen langsam mit Holzkohle aufgefüllt. Zum Schluss kommt ganz oben eine kleine Ladung Erz und nochmal dieselbe Menge Kohle hinzu. Das Erz, das man hierzulande meist verhüttet hat, ist das sogenannte Raseneisenerz. So heißt es, weil es nur knapp unter der Grasnarbe liegt und man es leicht unter feuchten Wiesen ausgraben kann. Es ist ein biogenes Erz, das durch abgestorbene Bodenbakterien gebildet wird. Dieses Erz haben wir bei unserem Versuch auch verwendet. Es stammt aus einer Abbaustelle im Münsterland und besteht im Wesentlichen aus Eisenoxiden und Silikatverbindungen (das sind nichteisenhaltige Mineralien auf Siliziumbasis).
Im Ofen rutscht das Erz langsam nach unten, weil es schwerer als Kohle ist und diese langsam im unteren Ofenbereich verbrennt. Das Eisenoxid wird im Ofen von heißen Verbrennungsgasen umströmt, vor allem Kohlenmonoxid. Das Kohlenmonoxid zieht dabei den Sauerstoff aus dem Eisenoxid und reduziert es zu reinem Eisen. Dort, wo die Düse mit den Blasebälgen sitzt, die frischen Sauerstoff in die Ofenkammer pustet, wird es so heiß, dass die Silikatverbindungen mit einem Teil des reduzierten Eisens eine dünnflüssige Schlacke bilden und nach unten in die vorher ausgegrabene Grube rinnen. Dort erstarren sie zur glasartigen Ofenschlacke. Die Temperaturen im Ofen reichen nicht aus, um das Eisen selbst flüssig zu machen, aber es wird zumindest sehr weich und klebrig. Auf Höhe der Düse für die Blasebälge klebt es zu einem schwammigen Haufen Roheisen zusammen, den Fachleute die Luppe nennen.