„24 Monate Volontariat im Museum in der Kaiserpfalz“ oder „Was in der Stellenausschreibung nicht stand…“

09.09.2015 Carolin Steimer

Mit Begeisterung wird hier die innere Einstellung auf dem T-Shirt getragen: I love Kaiserpfalz.

Nun brechen die letzten Tage meines Volontariats an und ich blicke auf spannende Monate zurück. Wie immer sagt man sich, wo sind die zwei Jahre geblieben? Aber mal ehrlich, wie können so viele Monate so schnell vorbei sein? ;)

Mein Volontariat begann im letzten Laufmonat der Sonderausstellung ‚Credo. Christianisierung Europas im Mittelalter‘ ( 26. Juli – 3. November 2013). Auch wenn ich dabei nur noch die letzten Ausstellungswochen mitmachen konnte, war es eine sehr aufregende Zeit. Insbesondere bei dem  Abbau durfte ich den Kollegen über die Schulter schauen und zum Beispiel bei Terminen mit Kurieren dabei sein, die geliehene Ausstellungsobjekte abholten.

Die leere Aula der ottonisch- salischen Pfalz.

Nach dem 3. November wurde das Museum erst einmal bis April geschlossen. Was passiert aber in einem geschlossenen Museum, wenn keine Besucher kommen? Diese Frage habe ich mir auch gestellt und schnell gelernt, dass im Hintergrund natürlich trotzdem sehr intensiv gearbeitet wird. Programme wurden überarbeitet, neue Konzepte überlegt und vor allem wurde mit dem Wiederaufbau der Dauerausstellung begonnen. In der Zeit der Sonderausstellung waren alle Objekte in das Zentralmagazin nach Münster, Coerde gebracht worden. Das zunächst leere Museum musste aber auch wieder eingeräumt werden. Das heißt: Alle Einbauten, alle Vitrinen und alle Objekte mussten ins Museums an ihren richtigen Ort gebracht werden. Es kam also auch vor, dass ich mich bäuchlings in Vitrinen ‚quetschen‘ musste um Objekte in die hinterste Ecke einer Vitrine einzuräumen. Gelenkigkeit ist also auch im Volontariat gefragt! ;)

Meine damalige Kollegin Christine Beyer (rechts) und ich bei der Pressekonferenz zur Eröffnung der Sonderausstellung ‚Der Berliner Skulpturenfund. ´Entartete Kunst` im Bombenschutt‘. Foto: LWL/ Burgemeister.

Zeitgleich mit der Eröffnung der Dauerausstellung fand die Eröffnung der Sonderausstellung ‚Der Berliner Skulpturenfund. ´Entartete Kunst` im Bombenschutt‘ (04.04. – 15.6.2015) statt. Meine erste Ausstellung im Museum in der Kaiserpfalz. ;) Das Aufgabenfeld während der Vorbereitung umfasste verschiedene Aufgaben wie: Recherche, Erstellung von Printmedien, ein Pressegespräch vorbereiten und durchführen, Exkursionen. Und diese Aufgaben sollte ich meistern, obwohl mein Volontariat quasi grad erst begonnen hatte? Natürlich habe ich diese Aufgaben nicht alleine bewältigt. Obwohl der ‚Berliner Skulpturenfund‘ eine Wanderausstellung war (das heißt, dass die Ausstellung schon fertig war) steht immer ein ganzes Team hinter solch einer Ausstellung. In diesem Fall der Museumsleiter, die Assistentin (auch gute Seele des Hauses genannt), eine Grafikerin, die Pressestelle (LWL-Archäologie, Presse und Öffentlichkeitsarbeit) und zwei Volontärinnen.

Verschiedene Aktionen im Museum in der Kaiserpfalz: Ferienprogramm 2015; Museumsfest 2014; Museumsnacht 2014.

Mein Herz schlägt für die Museumspädagogik. Das tat es auch schon vor Beginn meines Volontariats, aber innerhalb der letzten zwei Jahre hat sich diese Begeisterung noch mehr gefestigt und ich konnte viele tolle Projekte mitmachen, selber planen, gestalten und betreuen.

Zu meinen ‚Highlights‘ zählte insbesondere die Vorbereitung der langen Museumsnacht im letzten Jahr (2014) und in diesem Jahr (2015). Für beide Nächte durfte ich ein Konzept erstellen und die jeweilige Führung erarbeiten: „Es liegt was in der Luft“ – Der Umgang mit Hygiene und Gebrechen im Mittelalter (2014) und „Sagenhafte Quellen  - Musik, Märchen und Rundgänge zum Element Wasser.“ Es war unglaublich spannend zu sehen, wie aus einer kleinen Idee eine ‚fertige Veranstaltung‘ wurde. Natürlich gehört zu so einer Vorbereitung viel Arbeit und ohne die großartige Unterstützung der Museumspädagogin Dr. Christiane Wabinski hätte das Konzept auch nicht so geklappt. Meine ersten Ideen habe ich noch recht naiv und gutgläubig vorgetragen und wurde schnell eines Besseren belehrt: Was gehört alles dazu, wenn man solch ein ‚Großevent‘ organisiert und durchführt?

Dank vieler toller Kollegen hatte ich das große Glück, eigene Wünsche, Projekte oder Aktionen während meines Volontariats hier im Museum umsetzten zu können.

Der ehemalige Stadtarchäologe Dr. Sven Spiong zeigt die Funde auf der Grabung am ehemaligen Landeshospital; Sichtung der Exponate zur Foyerausstellung ‚Weltgeschichte auf dem Tisch‘; Pressetermin zu der Foyerausstellung ‚Weltgeschichte auf dem Tisch‘.

Schnitt, Grubenhaus, Kegelstumpfgrube???!! Als ich vor zwei Jahren mein Volontariat im Museum in der Kaiserpfalz begann, waren mir diese Wörter ziemlich fremd. Um ehrlich zu sein, hatte ich während meines Studiums relativ wenig bis gar keinen Kontakt zur Archäologie. Natürlich fand ich Ausgrabungen, wie fast jeder, sehr spannend, hatte aber doch ziemlich falsche, beziehungsweise naive Vorstellungen von diesem Forschungsfeld. In meiner Phantasie arbeiteten die Archäologen, natürlich bei Sonnenschein, sehr konzentriert mit einem Pinsel bei einer Ausgrabung. Nun ja, die Realität sieht doch ein wenig anders aus. Im letzten Jahr durfte ich an einer Grabung auf dem Domplatz in Paderborn teilnehmen und habe sehr schnell die Bekanntschaft von Spitzhacke, Eimer, schlechtem Wetter und jeder Menge Schlamm machen dürfen. Trotzdem war es für mich ziemlich aufregend ‚erste Funde‘ wie etwa Knochen oder einen versteinerten Seeigel zu machen.

Die Menschen, die dieses Fach ausüben, tun dies mit einer ansteckenden Leidenschaft. Jedes gefundene Objekt erzählt eine Geschichte und lässt die Vergangenheit ein Stückchen lebendiger werden. Während der zwei Jahre hatte ich die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Stadtarchäologen Dr. Sven Spiong zwei kleine Foyerausstellungen (zu den Grabungen am Domplatz und am ehemaligen Landeshospital) im Museum zu organisieren. Das Besondere an diesen ‚Miniausstellungen‘ ist, dass die aktuellen Ergebnisse der Grabung direkt den Besuchern gezeigt werden.

Kalle der Museumsmaulwurf.

Wenn ich meine Volontariatszeit zusammenfassen soll kann ich nur sagen: Super! Sofort wieder!

Ich denke, dass ein Volontariat eine wirklich gute Möglichkeit ist, einen realistischen Einblick in die Arbeit des Museums zu gewinnen. Ich habe während meines Studiums viele Praktika gemacht und in verschiedenen Museen oder bei Ausstellungsprojekten gearbeitet. Trotzdem waren es ganz andere Erfahrungen, für zwei Jahre den Museumsalltag kennen zu lernen. Manche davon standen nicht in der Stellenausschreibung und ich musste an den Aufgaben wachsen, aber genau das war es, was jeden Tag anders und somit aufregend gemacht hat.

Was wäre ein letzter Blog, wenn ich nicht die Gelegenheit nutzen würde, um ganz vielen Menschen ‚Danke‘ zu sagen. Da ich nicht alle einzeln aufzählen möchte (denn sonst ist die Gefahr groß, jemanden namentlich zu vergessen), möchte ich mich bei dem gesamten Team der Kaiserpfalz bedanken! Es war eine unglaublich tolle Zeit mit euch allen und ich danke euch von Herzen, dass ihr mich immer bei allen ( manchmal auch verrückten ) Ideen und Aktionen unterstützt habt!

 

Text: Nicole Zimmermann